Die Revision der Revisionen
Obwohl Dr. Harris zugibt, dass Änderungen in der Köstlichen Perle vorgenommen wurden, hatte er das Gefühl, dass Joseph Smith selbst die Änderungen vor seinem Tod in den Manuskripten vornahm. In anderen Worten, er hat das Gefühl, dass die Mormonenführer, als sie 1878 den Text von der Köstlichen Perle änderten, sie mit den Änderungen in Einklang brachten, die Joseph Smith zu Lebzeiten in den Manuskripten vornahm. Richard P. Howard, Kirchenhistoriker der Reorganisierten Kirche hat kürzlich neue Information herausgegeben, die Dr. Harris’ Idee eine gewisse Unterstützung gibt. Er zeigt, dass es eine Anzahl verschiedener Manuskripte gab, die mit der Erstellung der Inspirierten Revision zu tun hatten, und dass Joseph Smith SEINE EIGENEN REVISIONEN oft REVIDIERTE und die Manuskripte in einem sehr konfusen Zustand zurückließ:
„Viele Texte offenbaren, dass der Prozess vonseiten Joseph Smiths KEINE Form von automatischer verbaler oder visueller offenbarerischer Erfahrung war. Er ließ oft einen Text in der einen Form schreiben und FORMULIERTE später seine angefangene Revision NEU. Die Manuskripte zeigen in einigen Fällen eine beträchtliche Zeitspanne zwischen solchen nochmaligen Erwägungen.
Eine beträchtliche Anzahl von Stellen in NT #2 [wie Herr Howard jetzt die Manuskripte nummeriert] zeigen, dass anfangs Joseph Smith bestimmte Texte in der King-James-Version entweder als richtig betrachtete oder eine leichte Revision für nötig hielt, aber dass er sich nach späterer Betrachtung dazu entschied, SIE WEITER ZU VERÄNDERN. Da die Manuskriptseiten schon geschrieben und so weit ausgefüllt waren, dass die späteren KORREKTUREN keinen Platz fanden, wurde das Problem gelöst, indem der Text AUF EINEN PAPIERFETZEN GESCHRIEBEN und an die entsprechende Manuskriptseite ANGEHEFTET oder ANGENÄHT wurde.“ (Restoration Scriptures, S. 93 und 96)
„Deshalb stellt OT #3 einen dritten Manuskriptentwurf von Abschnitt 22 und Genesis 1-7, einen zweiten Manuskriptentwurf von Genesis 8-24:42a und einen ersten Manuskriptentwurf des Restes des Alten Testamentes dar, obwohl BETRÄCHTLICH DURCH EINFÜGUNGEN REVIDIERT, die in späteren Jahren ZWISCHEN DIE ZEILEN UND AUF PAPIERFETZEN geschrieben wurden, die an die Manuskriptseiten geheftet wurden.“ (Ebd., S. 106)
„Der 2. Juli 1833 wurde traditionell als das Abschlussdatum von Joseph Smiths Revision der King-James-Bibel angesehen. Aber in dem Licht dessen, was zuvor ausgesagt worden ist, sollte dieses Datum für den letzten Manuskripteintrag gehalten werden, der von dem Schreiber an jenem Datum zum Abschluss der ersten Betrachtung des Alten Testaments gemacht wurde. VIELES vom Text, das während jener Anfangsperiode der Revision geschrieben wurde, wurde während der elf Jahre des Lebens Joseph Smiths neu überdacht und weiterer REVISION unterzogen.
Wenn man sich fast jeder Seite von OT #3 zuwendet, die wesentliche Revisionen der King-James-Version enthält, ERSCHEINT DIE TINTE IN VERSCHIEDENEN FARBEN, DIE SPÄTERE REVISIONEN ANZEIGEN, die zwischen die Zeilen oder auf separate Papierfetzen geschrieben und an die Manuskriptseiten geheftet wurden. Diese sind höchst wahrscheinlich die Handschrift Joseph Smiths Jun. Die Verwendung dunkler Tinte und die Tatsache, dass vieles davon in der Handschrift Joseph Smiths Jun. erscheint, beweist, dass Joseph Smith von Zeit zu Zeit sein früheres Werk überprüfte und Revisionen, die er schon angefertigt hatte, verfeinerte, und er stellte neue Revisionen vor, während er auf Veröffentlichung hoffend vorwärts drängte.“ (Ebd., S. 122-123)
„…die Manuskripte zeigen ziemlich deutlich auf, dass Joseph Smith Jun. durch seine fortwährende Ausübung ERNEUTER REVIDIERUNG SEINER FRÜHEREN TEXTE (gelegentlich BIS ZU DREIMAL) demonstrierte, dass er NICHT glaubte, dass er bei irgendeinem dieser Punkte NOCHMALIGER REVISION einen vollkommen fehlerfreien Text durch die Macht oder Stimme Gottes diktiert hätte… Es ist somit unnötig und könnte dazu VERLEITEN, den Anschein zu erwecken, dass ‚direkte’ Offenbarung bei der Festlegung des gesamten Textes der Inspirierten Version im Spiel war, wie das Vorwort, das für die Ausgabe von 1867 geschrieben wurde, offensichtlich glauben lässt.“ (Ebd., S. 151)
Richard P. Howard's Erklärung, dass Joseph Smith seine früheren Texte “gelegentlich bis zu DREIMAL“ NOCHMALIG REVIDIERTE, ist sicherlich eine ernste Anklage gegen Joseph Smiths Arbeit und zeigt deutlich, dass seine „Inspirierte Revision“ alles andere ist als „inspiriert“. Die Tatsache, dass er unentschlossen war, zeigt, dass er eher die Heiligen Schriften entsprechend seiner eigenen Phantasie fälschte, als Offenbarung von Gott zu empfangen. Der Mormonenschreiber Truman G. Madsen gab zu, dass Joseph Smith seine eigenen Revisionen revidierte:
„3. Die Dokumente liefern Hinweise auf die Art und Weise der Vorgehensweise des Porpheten. Er revidierte oft eine Passage, fügte später hinzu oder verbesserte sie, und dann klärte er sie in einem DRITTEN Versuch weiter. Einige dieser Korrekturen sind unschlüssig, weil für die Randnotiz im Text nicht die genaue Stelle angegeben ist. Bei einigen solchen Fällen folgern wir, dass er ein Problem sah, aber es noch nicht völlig gelöst hatte.“ (Improvement Era, März 1970, Seite 70)
Der Leser wird sich erinnern, dass Brigham Young die Inspirierte Version der Bibel, die von der Reorganisierten Kirche gedruckt wurde, verdammte. James R. Harris von der Brigham-Young-Universität erklärt: „Die Protokolle der Schule der Propheten weisen darauf hin, dass Präsident Brigham Young die Revision als 'GEFÄLSCHT' ansah und dass er Elder Pratt im gewissen Maß dazu brachte, seinem Standpunkt zuzustimmen.“ (Brigham Young University Studies, Sommer 1968, S. 374, Fußn. 3) Andererseits hatte Brigham Young „Hochachtung“ vor der ersten Ausgabe der Köstlichen Perle (siehe The Story of the Pearl of Great Price, von James R. Clark, S. 205) Nach Brigham Youngs Tod verwarfen die Kirchenführer vollständig seine Ideen in Bezug auf die Akkuratheit dieses Buches, denn sie änderten den Text der Köstlichen Perle, um mit dem Druck der Inspirierten Revision der Reorganisierten Kirche übereinzustimmen. James R. Harris sagte, dass „jede Hauptänderung in der amerikanischen Ausgabe [der Köstlichen Perle] in identischer Form in der Inspirierten Revision erscheint“. („A Study of the Changes in the Contents of the Book of Moses...“ Seite 225)
Die Tatsache, dass die Mormonenkirchenführer den Text der Köstlichen Perle änderten, um mit der Inspirierten Version Übereinstimmung zu schaffen, scheint zu zeigen, dass sie das Gefühl hatten, dass die „abgefallene“ Reorganisierte Kirche eine akkuratere Version der Heiligen Schrift hatte als sie. In anderen Worten: Sie vertrauten der Veröffentlichung der Reorganisierten Kirche mehr als den Worten Brigham Youngs, des zweiten Propheten, Sehers und Offenbarers der Kirche.
Es ist ziemlich interessant, dass Brigham Young 1877 starb und, bevor ein Jahr vergangen war, die neue, geänderte Ausgabe der Köstlichen Perle veröffentlicht wurde. Es ist ebenfalls bezeichnend, dass Orson Pratt, der Mann, der mit Brigham Young in Bezug auf die Akkuratheit der Inspirierten Revision uneins war, der Herausgeber der Ausgabe von 1878 war.
In seiner Arbeit behauptete James R. Harris, dass Orson Pratt seine Revisionen in der 1878er-Ausgabe der Köstlichen Perle auf eine Kopie des handschriftlichen Manuskripts basierte, das von John Bernhisel angefertigt wurde, bevor diese Manuskripte in den Besitz der Reorganisierten Kirche gelangten: „WIR BESTEHEN aus zwei Gründen darauf, dass Orson Pratt das Bernhisel-Manuskript als Quelle für die amerikanische Ausgabe benutzte. Erstens: Er WÄRE NICHT BEREIT, DEM PRODUKT EINER ABGEFALLENEN Kirche (der Reorganisierten Kirche der Heiligen der Letzten Tage) ZU VERTRAUEN. Zweitens: Er hatte Zugriff auf eine Hauptquelle im Bernhisel-Manuskript...“ Joseph Fielding Smith, der vor kurzem Präsident der Kirche wurde, versicherte James R. Harris, dass der Text des Bernhisel-Manuskripts „mit der ersten Ausgabe der Inspirierten Revision, wie von der Reorganisierten Kirche veröffentlicht, fast identisch“ wäre, aber er wollte ihm nicht gestatten, das Manuskript zu sehen (siehe unser Buch Mormon Scriptures and the Bible, S. 51-52).
Der Mormonengelehrte Reed Durham war nicht damit zufrieden, seine Schlussfolgerungen auf Joseph Fielding Smiths Aussagen zu bauen. Er bekam Zugriff auf das Bernhisel-Manuskript und seine Nachforschung führte ihn zu folgender Schlussfolgerung:
„Bei Harris' Versuch, für die exakte Ähnlichkeit zwischen den Buch-Moses-Texten und in der amerikanischen Ausgabe von 1878 und der Heiligen Schrift, 1867 veröffentlicht, nimmt er an, dass (1) Orson Pratt die Bernhisel-Kopie besaß, (2) dass die Bernhisel-Kopie fertiggestellt war und (3) dass sie genau dieselbe war wie das Originalmanuskript. Da keine dieser Annahmen richtig ist, könnte die richtigste Annahme die sein, dass Orson Pratt wissend, dass die Quelle für die Revision, wie von der Reorganisierten Kirche veröffentlicht, das Originalmanuskript war, und darauf vertrauend, dass sie diesen Text akkurat bewahrten, seinen Text korrigierte, um ihn damit in Einklang zu bringen.“ (A History of Joseph Smith's Revision of the Bible“, Doktorarbeit, Brigham-Young-Universität, 1965, Seite 176)
Seit Reed Durhams Dissertation geschrieben wurde, hat James R. Harris irgendwie seine Meinung in Bezug auf diese Sache geändert. Er hat immer noch das Gefühl, dass es „einen starken Hinweis gibt, dass Pratt das Bernhisel- oder möglicherweise ein anderes UNBEKANNTES Manuskript von gleicher Autorität benutzte“, aber er gibt jetzt zu: „Es ist möglich, dass Orson Pratt genug Vertrauen in die Veröffentlichung der Inspirierten Revision der Reorganisierten hatte, dass er diese Ausgabe akzeptierte, ohne sich jede Mühe zu machen, sie mit den ihm verfügbaren Hauptquellen abzugleichen.“ (Brigham Young University Studies, Sommer 1968, Seite 374)
Wie dies auch sein mag, die Mormonenführer machten auch Änderungen im Text von Joseph Smiths History, um ihn mit den Änderungen, die sie im Buch Moses, wie in der Köstlichen Perle abgedruckt, vorgenommen hatten, in Übereinstimmung zu bringen. James R. Harris erklärte:
„Auszüge aus der History des Propheten wurden in Times and Seasons veröffentlicht. Der Herausgeber dieser Zeitschrift veröffentlichte die Auszüge so, wie der Prophet sie in seinem Geschichtsbericht aufgezeichnet hatte, und bevor irgendeine Revision oder Korrektur stattgefunden hatte. Der Wert der obigen Aussage könnte auf der Grundlage in Frage gestellt werden, dass die History of the Church die Offenbarung so berichtet, wie sie in der heutigen (1902) Ausgabe der Köstlichen Perle erscheint. Ein unbedachtsamer Leser könnte schließen, dass der Prophet die Offenbarung in seinem Tagebuch so aufzeichnete, wie sie in der veröffentlichten History erscheint. Solch eine Schlussfolgerung ist nicht im Entferntesten möglich, da die Wiedergabe der veröffentlichten History ÄNDERUNGEN enthält, die sich nicht im Text vor 1902 befanden... Ohne Zweifel war es (mit Billigung der Ersten Präsidentschaft) das Recht des Herausgebers, die Ausdrucksweise in jenen Versen des Buches Moses zu ändern, die in der History veröffentlicht wurden, um sie in Übereinstimmung mit dem Standardtext zu bringen, der das 'vollständig' revidierte Manuskript der Inspirierten Revision wäre. Unglücklicherweise ist der historische Wert dieses Abschnittes der History of the Church STARK REDUZIERT.“ (A Study of the Changes in the Contents of the Book of Moses...“, Seite 213-214)
Bevor sie aus Lehre und Bündnisse entfernt wurden, mussten die „Lektionen über den Glauben“ geändert werden, um mit dem Text übereinzustimmen, den man in der Köstlichen Perle findet (siehe unser Buch Mormon Scriptures and the Bible, S. 52-53)
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