Schriftrollen vom Toten Meer
Der Leser wird sich erinnern, dass der Apostel Orson Pratt erklärte, dass die “ältesten Manuskripte jedes der Bücher des Alten Testaments von heute auf das zwölfte Jahrhundert der christlichen Ära datiert werden“. Während diese Aussage zu Orson Pratts Zeit wahr gewesen sein könnte, hat die Entdeckung der Schriftrollen vom Toten Meer das gesamte Bild geändert. Wir haben jetzt einige Manuskripte, die sich vor die Zeit Christi zurückdatieren lassen.
Die Schriftrollen vom Toten Meer wurden 1947 entdeckt, als ein Junge einen Felsbrocken in eine Höhle in der Nähe des Toten Meeres warf. Er war über den Klang verwundert, als würde etwas zerbrechen, und er kam später zurück und fand Krüge mit altertümlichen Manuskripten darin. Dies war nur der Beginn einer weiteren Nachsuche von einer Anzahl von Leuten, was zur Entdeckung von vielen bedeutenden Manuskripten führte. Als Gelehrte von diesen Manuskripten erfuhren, waren sie freudig erregt. In Compton's Encyclopedia finden wir folgende Aussagen:
“Die biblischen Manuskripte, die als die Schriftrollen vom Toten Meer bekannt sind, sind von Gelehrten als ‘die größte Manuskriptentdeckung der modernen Zeit’ bezeichnet worden. Sie beinhalten Bücher des Alten Testaments und nichtbiblische Texte von 100 v. Chr. bis 68 n. Chr..
Die Rollen vom Toten Meer wurden in einer der entscheidenden Perioden der Geschichte des jüdischen Volkes am Abend der Geburt des Christentums geschrieben. Wenn die Zehntausende von Fragmenten zusammengesetzt und übersetzt sein werden, werden die Gelehrten eine Masse von neuem Material für das Studium der biblischen Texte und des Volkes haben, das sie schrieb. Die Schriftrollen werden Licht auf die Fundamente des Christentums und den Einfluss des Judentums auf den christlichen Glauben werfen.“ (Compton's Encyclopedia, Bd. 6, S. 41a-41b)
Edmund Wilson gibt folgende interessante Information:
„Dr. Trever schickte sofort Abdrücke von Spalten der Jesaja-Rolle an Dr. W. F. Albright von der Johns Hopkins, einem der fähigsten lebenden Bibelarchäologen und einer Autorität für den Nash-Papyrus, den er über einen Zeitraum von Jahren intensiv studiert hatte. Sie hörten von ihm per Luftpost am 15. März. Er hatte am selben Tag geschrieben, an dem er den Brief erhielt: 'Meine herzlichsten Glückwünsche für die großartigste Manuskriptentdeckung der modernen Zeit! Es gibt in meinem Herzen keinen Zweifel, dass das Schriftstück altertümlicher ist als der Nash-Papyrus... Ich würde ein Datum um 100 v. Chr. bevorzugen... Was für ein unglaublicher Fund! Und es kann glücklicherweise nicht den geringsten Zweifel in der Welt über die Echtheit des Manuskripts geben.'“ (The Dead Sea Scrolls; 1947-1969, von Edmund Wilson, New York, 1969, S. 18)
„Sie setzen sich jetzt mit der systematischen Untersuchung aller Höhlen in der Umgebung Qumrans auseinander. Sie betraten 267 und in 37 fanden sie Töpferwaren und andere Relikte menschlicher Besiedlung. In 25 waren die Töpferwaren mit den Krügen aus der ursprünglichen Höhle identisch. Mehrere Höhlen enthielten Schriftrollen, die sich ungeschützt durch Krüge in einem Zustand der Auflösung befanden, oft begraben unter Schmutzschichten. Diese gesammelten Fragmente beliefen sich auf die Zehntausende. Es wurde immer offensichtlicher, dass hier eine Bibliothek verborgen war – eine Bibliothek, die fast alle Bücher der Bibel [des Alten Testaments], eine Reihe apokryphischer Werke und die Literatur einer frühe religiösen Sekte zu enthalten schien.“ (Ebd. S. 25)
Martin A. Larson gibt folgende Information in seinem Buch The Religion of the Occident, Seite 227: „Der Platz lässt es nicht zu, die archäologischen, paleographischen und anderen Beweisstücke zwischen 170 und 60 v. Chr. von einem jüdischen Kult, der bis 69 n. Chr. blühte, wiederzugeben... Professor W. F. Libby von der University of Chicago unterzog ein Stück Leinenabdeckung, die eines der MS bedeckte, dem Carbon-14-Prozess und fand heraus, dass das Ursprungsdatum auf ungefähr 33 n. Chr. fiel...
Es besteht in Bezug auf die Echtheit der Schriftrollen, neben mehrerer vorher unbekannter Dokumente, die jetzt übersetzt und einschließlich zweier MS von Jesaja und buchstäblich tausender Fragmente, die in verschiedenen Höhlen gefunden wurden, veröffentlicht werden, keine Diskussion geben. Unter ihnen befanden sich Teile von praktisch jedem Buch des Alten Testaments.“
In seinem Buch The Ancient Library of Qumran gibt Frank Moore Cross Jun. folgende Information:
„Eine Skizze vom Inhalt der Höhle IV könnte in nachfolgender Diskussion hilfreich sein… Am Ende von vier Jahren Arbeit sind 382 Manuskripte aus dieser Höhle identifiziert worden… Von den Manuskripten, die soweit identifiziert worden sind, ungefähr 100, sind etwas mehr als ein Viertel des Ganzen biblisch. ALLE Bücher des hebräischen Kanons mit Ausnahme des Buches Ether sind jetzt vorhanden…
Drei sehr alte Dokumente sind in Höhle IV gefunden worden… Sie schließen eine alte Kopie Samuels ein, die nur als eine Hand voll Fragmente erhalten ist, ein zusammengeflicktes und abgenutztes Kapitel von Jeremia,… und eine Kopie von Exodus… von der nur eine Spalte und ein paar Schnipsel vorhanden sind…
Die altertümliche Samuel-Schriftrolle kann kaum früher als auf 200 v. Chr. datiert werden. Ein Datum im letzten Viertel des dritten Jahrhunderts ist vorzuziehen. Die von Jeremia ist wahrscheinlich etwas späteren Datums. Der altertümliche Exodus ist noch nicht ausführlicher paleographischer Analyse unterzogen worden… Trotzdem scheint er nicht späteren Datums als die alten Samuel-Fragmente zu sein und ist wahrscheinlich älter.
Eine Kopie von Daniel wurde im späten zweiten Jahrhundert v. Chr. niedergeschrieben…
Die biblischen Schriftrollen von Qumran umfassen eine Zeitspanne von ungefähr drei Jahrhunderten. Einige wenige altertümliche Exemplare führen uns ans Ende des dritten Jahrhunderts zurück, wie wir gesehen haben. Aber der größte Teil datiert ins erste Jahrhundert v. Chr. und in das erste christliche Jahrhundert… (The Ancient Library of Qumran, von Frank Moore Cross Jun., Garden City, New York, 1961, S. 39, 40, 42 und 43)
In einem jüngsten Artikel schreibt Frank Moore: „Für die Wissenschaft der Palaeographie ist es schwierig, die Bedeutung dieser Papyri zu übertreiben... die Datierung, die vom Schreiber für das altertümliche Manuskript vorgeschlagen wurde (ca. 225 v. Chr.) scheint nun minimal zu sein. Die Chronologie der archaischen Periode (prä-hasmoneanisch) könnte um eine Generation zu kurz erwiesen worden sein; somit würde der altertümliche Samuel von 275-225 v. Chr. datiert werden.“ (New Directions in Biblical Archaeology, herausg. von David Noel Freedman und Jonas C. Greenfield, Garden City, New York, 1969, S. 53)
Werner Keller macht in Bezug auf die Jesaja-Schriftrolle folgende Bemerkungen:
„Der Text Jesajas aus der Höhle Qumrans war eigentlich um etwa 100 v. Chr. kopiert worden, wie Professor Albright zuerst erkennen musste… mit der Entdeckung der Jesaja-Schriftrolle vom Toten Meer haben wir einen hebräischen Text der Bibel... Und die bemerkenswerte und wunderbare Tatsache ist diese altertümliche Schriftrolle Jesajas, die wie das Buch des Propheten in jeder gedruckten Bibel, ob auf Hebräisch, Griechisch, Latein, Deutsch oder in jeder anderen Sprache, 66 Kapitel hat und mit unserem heutigen Text übereinstimmt.
Siebzehn Blatt aus Leder, die zu einer Länge von fast dreiundzwanzig Fuß zusammengenäht sind – so muss die Rolle des Propheten ausgesehen haben, als sie Jesus in der Synagoge von Nazareth gereicht worden war, so dass er der Versammlung aus ihr vorlesen konnte. 'Und dort wurde ihm das Buch des Propheten Esaias [Jesaja] gereicht.' (Lukas 4:16,17) 'Jede Bewegung der Hände Jesu wird uns näher gebracht', schreibt Professor Andre Parrot, 'denn wir können immer noch auf der Rückseite des Leders die Fingerabdrücke des Lesers sehen.'“ (The Bible as History, von Werner Keller, übersetzt von William Neil, New York, 1957, S. 423-424)
Mormonengelehrte akzeptieren die Echtheit der Schriftrollen vom Toten Meer, obwohl sie sich mit den ernsten Problemen nicht auseinander gesetzt haben, die diese Manuskripte für das Buch Mormon und die „Inspirierte Version“ der Bibel schaffen. Der Mormonenapostel Mark E. Petersen macht folgende Bemerkung in Bezug auf die Rollen vom Toten Meer: „Bis vor kurzem waren Gelehrte von den hebräischen Manuskripten des Alten Testaments abhängig, die nur auf das 9. bis 11. Jahrhundert n. Chr. datierten, aber jetzt kommen die Rollen vom Toten Meer, die bis ins 3. JAHRHUNDERT V. CHR. zurückdatieren. Sie enthalten einen fast vollständigen Text von Jesaja und Bruchstücke von allen Büchern des Alten Testaments mit Ausnahme von Ether.“ (As Translated Correctly, S. 3-4)
In seinem Buch The Bible and Archaeology gibt J. A. Thompson folgende Information in Bezug auf die Bedeutung der Rollen vom Toten Meer:
„Vor der Entdeckung dieser Texte wurden unsere frühesten hebräischen Manuskripte auf ungefähr 900 n. Chr. datiert. Es ist immer der Wunsch von Bibelwissenschaftlern gewesen, frühere Manuskripte zu bekommen, um einen Vergleich mit dem heutigen hebräischen Text anstellen zu können. Auf diese Weise könnten sie herausfinden, wie gut der Text bewahrt worden war. In Folge dieser wundervollen Qumran-Entdeckungen haben wir jetzt Dokumente, deren Alter auf 100 v. Chr. oder vielleicht sogar noch früher zurückreicht... in der Hauptsache stimmen diese altertümlichen Texte recht nahe mit denen überein, mit denen wir vertraut sind. Wo sie abweichen, folgen sie nicht selten enger dem Septuaginta-Text, und dieser weicht an einer Reihe von Stellen vom hebräischen Text ab. Es ist auch offensichtlich, dass es damals Versionen der hebräischen Bibel gab, die sowohl von den heutigen masoretischen als auch von den Septuagina-Texten abwichen.“ (The Bible and Archaeology, 1962, S. 264)
Frank Moore Cross Jun. machte folgende Aussagen in Bezug auf die Rollen vom Toten Meer: „...wir müssen aufhören biblische Werke, die zu den früheren oder späteren Propheten gehören (um die Thora nicht zu erwähnen) oder irgendeine ausführliche Perikope innerhalb dieser Bücher auf später als das frühe 2. Jahrhundert v. Chr. zu datieren... Es ist nichtsdestoweniger ein Gewinn, Manuskripte der Bücher des Pentateuch, der Propheten, besonders der zwölf, zu haben, obgleich bruchstückhaft und unvollständig, die auf das 2. Jahrhundert v. Chr. datieren, was kategorisch Spekulationen über extrem späte Hinzufügungen zu den prophetischen Werken ausschließt.“ (The Ancient Library of Qumran, S. 164)
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